Lichtverschmutzung

Eines der von der Ortsgruppe bearbeiteten Themen ist die zunehmende Lichtverschmutzung.

Unter Lichtverschmutzung versteht man die Aufhellung der Umwelt durch künstliches Licht. Dabei unterscheidet man zwischen erwünschter und unerwünschter Aufhellung.

Künstliches Licht ist eine der größten Errungenschaften der modernen Welt. Es erlaubt uns, uns auch bei Nacht sicher fortzubewegen, zu arbeiten und Freizeitaktivitäten nachzugehen. Wir assoziieren Licht mit Wohlstand und SIcherheit.

Kaum bekannt ist (leider) die Tatsache, dass zu viel künstliches Licht auch negative Auswirkungen auf die Umwelt und letztlich auch auf uns Menschen hat. Durch übertriebene Beleuchtung, falsch ausgerichtete Leuchtkörper und Streuung des Lichts werden nicht nur die Bereiche erhellt, die wir aktiv beleuchten, sondern auch die Umwelt um uns herum.

Vergleich verschiedener Leuchten: Links ohne Abschirmung, Mitte nur nach oben abgeschirmt, rechts: voll abgeschirmt. Für den Fußgänger macht es keinen Unterschied, unter welcher Laterne er steht. Für die Umwelt um ihn herum ist der Unterschied gewaltig. Quelle: Wikipedia

Solches fehlgeleitetes Licht stammt z.B. von Straßenlaternen oder Außenleuchten, die nicht nur nach unten auf die Straße leuchten, sondern auch waagerecht in die Umgebung oder gar aufwärts in den Himmel.

Weitere Quellen von Lichtverschmutzung sind z.B. beleuchtete Reklametafeln, Skybeamer, angestrahlte Hausfassaden, Stadtmauern und Denkmäler, oder einfach schlecht ausgerichtete Leuchten aller Art.

Rundum beleuchtete Logistikhalle in Röthlein. Die schlecht ausgerichtete Beleuchtung erhellt die Umgebung weit über das Firmengelände hinaus und trägt so massiv zur Lichtverschmutzung b
Rundum beleuchtete Logistikhalle in Röthlein. Die schlecht ausgerichtete Beleuchtung erhellt die Umgebung weit über das Firmengelände hinaus und trägt so massiv zur Lichtverschmutzung bei.

Für die Natur hat künstliches Licht weitreichende negative Auswirkungen, die vielen Menschen noch gar nicht bewusst sind:

  • Zugvögel werden irritiert
    Künstliches Licht irritiert Zugvögel, die vom Kurs abkommen. Viele kollidieren auch mit beleuchteten Gebäuden und sterben.
  • Insekten verenden an Laternen
    Insekten werden von hellen Laternen angezogen. Sie kreisen so lange um das Licht, bis sie vor Erschöpfung sterben. Jeder kennt Straßenlaternen voller toter Insekten. Diese Insekten fehlen dann in der Nahrungskette und beim Bestäuben von Pflanzen – auch der Nutzpflanzen des Menschen! Auch die Landwirtschaft wird somit von zu viel künstlichem Licht negativ beeinflusst.
  • Nachtaktive Tiere werden irritiert
    Einige Vogelarten wurden schon dabei beobachtet, wie sie in beleuchteten Gebieten Stunden früher als gewöhnlich anfangen zu singen. Zu kurze Nachtruhe und zu lange Tage sind Stress und Anstrengung für die Tiere. Die langfristigen Auswirkungen werden noch erforscht.
Die Beleuchtung im Gewerbegebiet Etzberg erhellt die angrenzenden Landwirtschaftsflächen gleich mit. Für nachtaktive Lebewesen gibt es hier keinen Lebensraum mehr.
  • Der Tag- Nacht-Rhythmus des Menschen wird gestört
    Schon seit Urzeiten regelt der Tag-Nacht Rhythmus der Erde (24-Stunden-Periode) zusammen mit den Jahreszeiten den Ablauf des Lebens auf der Erde. Alle Lebewesen orientieren sich in ihrem Tagesablauf daran. Einige nutzen den Tag als aktive Zeit (z.B. der Mensch), andere sind nachtaktiv. Die jeweils andere hälfte des Kalendertages nutzen alle Lebewesen als Ruhephase. Für die Produktion des als „Schlafhormon“ bekannten Hormons Melatonin ist Dunkelheit zwingend erforderlich. Doch Melatonin dient nicht nur dem Schlaf, es steht auch im Verdacht, das Wachstum einiger Krebsarten zu unterdrücken.
  • Der Sternenhimmel wird nahezu unsichtbar
    Die Aufhellung des Nachthimmels hat weitreichende ökologische Konsequenzen und selbst die Folgen für die Astronomie dürfen nicht unterschätzt werden: Die Betrachtung des Sternhimmels gehört zu den ältesten Kulturgütern der Menschheit. Früher war die Beschäftigung mit dem Sternhimmel notwendig zur Bestimmung der Zeit und zur Erstellung von Kalendern. Die Entdeckung neuer Länder und Kontinente wäre ohne Sternkunde nicht möglich gewesen. Die professionelle Astronomie stellt einen wichtigen Teil der physikalischen Grundlagenforschung dar, da am Himmel Beobachtungen von Vorgängen möglich sind, die wir im Labor nicht nachstellen können. Kommunikation, Navigation und unser Wissen vom Kosmos, dies alles wäre letztlich ohne die Astronomie nicht möglich! Die Hobbyastronomie bietet für viele junge Menschen einen ersten begeisternden Zugang zu den Naturwissenschaften – gerade auch bei uns an der Sternwarte Schweinfurt, die Schülerinnen und Schüler der Walther-Rathenau Schulen für die Wissenschaften begeistern soll. Leider ist die Sternwarte Schweinfurt durch ihre Lage im Zentrum der Stadt inzwischen kaum noch für astronomische Beobachtungen zu gebrauchen. Das Licht der Stadt verhindert den Blick auf die meisten interessanten Objekte schon heute. Und es wird jedes Jahr schlimmer…
    Die professionelle Astronomie hat sich schon heute mit Ihren Einrichtungen und Instrumenten in entlegenste Gebiete der Erde oder gar in den Weltraum zurückgezogen, was in den meisten Fällen mit einem erheblichem Mehr an Aufwand und Kosten verbunden ist. Der „Nachwuchs“ ist dazu oft nicht in der Lage.
Über die den Wald hinweg ist deutlich die Lichtglocke der Nachbargemeinde Schwebheim zu sehen. Der Sternenhimmel verblasst.
  • Energie wird verschwendet
    Licht, das ungenutzt in die Umgebung oder den Himmel strahlt, ist sinnlose Energieverschwendung! Dieses Licht erfüllt keinen Zweck und nutzt niemandem. Trotzdem wird zur Erzeugung dieses Lichts kostbare Energie verbraucht, welche zumeist noch aus fossilen Energiequellen stammt. Somit werden wertvolle Ressourcen verschwendet und unnötig viel CO2 ausgestoßen.
  • Klimawandel
    Durch die Freisetzung von CO2 und anderen „Klimagasen“ bei der Energieerzeugung wird nachweislich der Klimawandel beschleunigt und der Meeresspiegel steigt. Weltweit werden Milliarden ausgegeben, um auf erneuerbare Energien umzusteigen und effizienter mit Energie umzugehen. Nur beim Licht wird munter weiter verschwendet, als wären die Ressourcen endlos. Schluss damit!
  • Geld wird verschwendet
    Wer einen Rasensprenger aufstellt, wird ihn in der Regel so einstellen, dass er nur den eigenen Rasen bewässert, nicht den Rasen des Nachbarn oder die Straße. Hier ist sofort klar, dass Wasser, dass das „Ziel“ (hier den Rasen) verfehlt, Verschwendung ist.
    Beim Licht scheint das für viele Menschen weniger klar zu sein. Bei der Außenbeleuchtung gilt oft das Motto: „Viel hilft viel“.
    Dabei kann zuviel Licht auch schädlich sein, auch für die Sicherheit. Denn: wer von einer Leuchte geblendet wird, sieht ggf. weniger, als wenn der Ort unbeleuchtet wäre. Denken Sie nur daran, als Ihnen zuletzt ein Fahrzeug mit Fernlicht entgegen kam!
    Trotzdem wird Licht nicht nur auf Wege und Einfahrten gestrahlt, sondern auch weit darüber hinaus, zum Nachbarn, auf die Straße, in den Wald oder in den Himmel. Hier wird Energie verschenkt, verschwendet, vergeudet!
    Energie, die IHR GELD kostet!
Nachtaufnahme des Gewerbegebietes am Etzberg. Über dem Gebiet ist der Himmel künstlich erhellt, so dass kaum noch Sterne zu sehen sind.
Lichtverschmutzung über dem Gewerbegebiet Etzberg: wegen der Lichtglocke ist der Sternenhimmel kaum noch sichtbar.

Wir setzen uns dafür ein, dass die Gemeinde wieder eine weitgehend natürliche Dunkelheit erleben darf – natürlich ohne dabei Sicherheitsaspekte zu vernachlässigen.
Weitere Informationen zum Thema Lichtverschmutzung gibt es bei der
Sternwarte Schweinfurt: https://sternwarte-schweinfurt.de/lichtverschmutzung

Eine Karte der Lichtverschmutzung gibt es unter: https://www.lightpollutionmap.info/

Um auf das Problem der zunehmenden Lichtverschmutzung aufmerksam zu machen, nimmt die Gemeinde jedes Jahr im September an der Earth Night teil.